Die Studienwoche an der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal findet von Montag, dem 9. Dezember 2024, 9.00 Uhr, bis Freitag, den 13. Dezember 2024, 13.00 Uhr, statt. Sie trägt den Titel “Macht der Erinnerung. Lektionen der Theologie im Horizont von Barmen für Kirche Politik und Gesellschaft 90 Jahre nach der Barmer Theologischen Erklärung”.
Die „Barmer Theologische Erklärung“ stellt einen Schlüsseltext der Evangelischen Theologie und ihrer politischen Dimension im 20. Jahrhundert dar. Die sechs Barmer Thesen im Zusammenhang der „Ersten Reichsbekenntnissynode in Wuppertal-Barmen“ gehören zum Traditionsgut des deutschen Protestantismus. Die Barmer Theologische Erklärung bildet ein Musterbeispiel dafür, wie sehr die Kirche in ihrer Frage, was Kirche zur Kirche macht und in welches Verhältnis Staat und Kirche zu setzen sind, auf auskunftssolide Theologie angewiesen ist und bleibt.
Das Format der „Studienwochen“ an der KiHo Wuppertal folgt der Idee, den normalen Lehrbetrieb für eine Woche zu unterbrechen und als ganze Hochschule (Lehrende und Studierende) an einem gemeinsamen Thema zu arbeiten, das sich aus verschiedenen Perspektiven der Theologie und angrenzender Wissenschaften betrachten lässt. Die Studienwoche wird vollständig in Präsenzform durchgeführt. Die Vorträge am Vormittag sind hybrid und werden auch digital übertragen. Ein Überblick über die Studienwochen und ihre Themen seit 2002 findet sich hier.
Traditionsgut und Erbe im Rahmen einer „Erinnerung“ an die Barmer Theologische Erklärung sind nicht einfach und wie selbstverständlich da. Ein Erbe der Gegenwart aufzuschließen, bedeutet, dass es erst einmal in seiner Bedeutsamkeit wiederentdeckt, repariert, kuratiert, vermittelt und damit unter neuen und anderen historischen, gesellschaftlichen und politischen Bedingungen angeeignet werden kann. Schlüsseltexte, Traditionsgüter, Musterbeispiele wie die „Barmer Theologische Erklärung“ sind mit analytischer und interpretatorischer Arbeit verbunden. Diese Arbeit besteht in kirchenhistorischer Hinsicht vor allem darin, dass die Barmer Thesen in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext weiterhin verstanden und vermessen werden müssen (konsequente Historisierung) – und was nicht beim Namen genannt wurde, aufgedeckt werden muss.
In systematisch-theologischer Hinsicht besteht die Arbeit darin, dass die Barmer Thesen einen Leitfaden theologischer Auskunftskompetenz bilden, der weiterhin und jenseits theologischer Besserwisserei für den christlichen Glauben im Gottesbedenken der Gegenwart aus gleich mehrfachen „Zeitenwenden“ bedacht und präzisiert sein will: Das betrifft vor allem die Frage nach der Autorität der Schrift im Rahmen einer Hermeneutik der Schrift, Grundfragen der Christologie, die blutgetränkte Verwicklung des Christentums in den Antisemitismus, die Herausforderungen der politischen Ethik heute und Fragen der Verbindlichkeit von Bekenntnissen im Bekenntniseifer der ideologisierten Gegenwart. Wie ist also der Zusammenhang von Theologie und der Institution Kirche im Herz der Widersprüche der Welt, damals und ganz anders heute zu denken? Und hat kann aus der Erinnerung an Barmen für die drängenden aktuellen Problemlagen gelernt werden.
Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 ist ein Schlüsseltext für den deutschen und den weltweiten Protestantismus. Mitglieder der Bekennenden Kirche wehrten sich damit gegen die Vereinnahmung von Kirche und Christentum durch die Nationalsozialisten und setzten ein Zeichen des Widerstands. Am 31. Mai 2021 unterzeichneten der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal und die Kirchliche Hochschule Wuppertal daher einen Kooperationsvertrag, der die Erinnerung an die Erklärung und das gemeinsame Erbe aktiv beleben soll. Die Dokumentation aller Aktionen, die Kirchenkreis und KiHo seitdem durchgeführt haben, findet sich hier.