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Skulptur “Sursum Corda”

Begrüßung zu Sursum Corda

von Prof. Dr. Helmut Zschoch am 23. Oktober 2007

Vor gut zwei Monaten ist ein Kunstwerk auf unserem Berg angekommen. Das ist ein Glücksfall, denn mit Kunst verwöhnt ist unser Gelände nicht. Auch nach ausgiebigen Renovierungsmaßnahmen sieht man ihm eine – irgendwie sehr evangelische– Ästhetik der Bedürfnislosigkeit an.

Dieser Glücksfall ist zwei Frauen zu verdanken: Frau Lilo Zempelin aus Wuppertal, die beharrlich darauf bestanden hat, der Kirchlichen Hochschule – auch im Andenken an ihren verstorbenen Mann –ein Kunstwerk zu schenken und dazu die Verbindung zu einer namhaften Künstlerin hergestellt hat. Und eben diese Künstlerin, Frau Gertrude Reum aus Buchen im Odenwald, die den aus dieser Stiftung resultierenden Auftrag umgesetzt hat. Stifterin und Künstlerin – beiden gilt der große Dank der Hochschule für ihr Engagement, dafür daß sie uns dieses Kunstwerk möglich gemacht und wie sie es gestaltet haben.

„Unsere“ Skulptur, Kunst für diesen Ort

Diese Skulptur ist nicht einfach eine, die irgendwie entstanden und dann irgendwo aufgestellt wurde. Noch vor dem ersten Entwurf hat die Künstlerin gemeinsam mit der Stifterin unser Gelände angesehen, es mit den Augen abgeschritten. Und sie hat dann die Stelle gefunden, an der ihr Werk stehen sollte und es für diese Stelle entworfen und gefertigt. So ist es in besonderer Weise „unsere“ Skulptur, Kunst für diesen Ort.

Was man dem Kunstwerk, sofort abspürt, ist, daß es die horizontalen Dimensionen unserer Gebäude, elegant nach oben öffnet, daß es eine Aufwärtsbewegung enthält.   
Das versucht die Namensgebung aufzunehmen: Die Künstlerin hat den Vorschlag, die Skulptur „Sursum corda“ zu nennen, gerne akzeptiert. Ich sehe in diesem Namen so etwas wie eine Verdeutlichung der Beheimatung dieses Kunstwerks an unserem Ort.    

Die beiden lateinischen Worte entstammen der Abendmahlsliturgie schon der Kirche der ersten Jahrhunderte. Auf den Ruf „Sursum corda – Die Herzen in die Höhe“ antwortet die Gemeinde „Wir erheben sie zum Herren“ oder ähnlich. Der Name des Kunstwerks erinnert aber nicht in erster Linie an diesen sakramentalen Kontext, sondern daran, daß die Theologie, die auf diesem Gelände zu Hause ist, daß der Glaube, dem sie dient, als Bewegung der Herzen, also des ganzen Menschen, zu verstehen ist.

Kunst und Religion sind Geschwister

Kunst und Religion sind Geschwister. Sie leben ihre Geschwisterschaft nicht dort am besten, wo man sie auf den ersten Blick erkennt. Sondern gerade dort, wo der Kunst eine Vieldeutigkeit innewohnt, die auf ein Größeres verweist. Es ist mir besonders wertvoll, daß Gertrude Reum uns nicht eindeutig christliche Kunst geschaffen hat, sondern uns mit einer Vieldeutigkeit herausfordert, die auch der Name aufnimmt. Die Bewegung in die Höhe kann sehr verschieden ausfallen, aber dieses Werk erinnert alle, die es betrachten, daran, daß einem Leben ohne eine solche Bewegung eine Dimension fehlt. Daß wir an einem Ort, der dem Nachdenken über die Religion gewidmet ist, ein solches Werk gerne aus der damit bezeichneten Perspektive wahrnehmen, liegt auf der Hand. Daß Gertrude Reums Werk aber nicht darin aufgeht, was wir hineinlegen, daß es einen Überschuß an Deutungsmöglichkeiten bietet, das macht es zur Kunst. Das macht aber auch für uns zu einer Erinnerung daran, daß unser professionelles Deuten nur ein Teil des Möglichen ist, und daß wir uns immer wieder aufmachen können, Neues wahrzunehmen.

Ich wünsche uns allen, daß dieses Kunstwerk hier eine eigene Dynamik entfaltet. Es ist an seinem Ort angekommen. Und es wird diesen Ort verändern. Danke!

Predigt zu Sursum Corda

von Prof. Dr. Helmut Zschoch am 23. Oktober 2007

Predigt zu Sursum Corda