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Dossier: Kooperationsvertrag zur Barmer Theologischen Erklärung


Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 ist ein Schlüsseltext für den deutschen und den weltweiten Protestantismus. Mitglieder der Bekennenden Kirche wehrten sich damit gegen die Vereinnahmung von Kirche und Christentum durch die Nationalsozialisten und setzten ein Zeichen des Widerstands. Am 31. Mai 2021 unterzeichneten der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal und die Kirchliche Hochschule Wuppertal daher einen Kooperationsvertrag, der die Erinnerung an die Erklärung und das gemeinsame Erbe aktiv beleben soll.

Im Folgenden dokumentieren wir die Hintergründe sowie die Aktivitäten und Aktionen, die aus diesem Kooperationsvertrag bis heute hervorgegangen sind.

Das Konzept des Schulprojekts “Denkmal nach. Mach mal selbst” und die Präsentation der Ergebnisse durch die Realschule Leimbach finden sich hier.

Am Mittwoch, dem 5. Juni 2024, um 19.00 hielt Alicia Mielke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ev. Theologie der Universität Paderborn, einen Vortrag zu Klara Hunsche (1900 – 1979) und ihrer religionspädagogischen Interpretation der Barmer Theologischen Erklärung. Klara Hunsche war eine Theologin der Bekennenden Kirche.

Die Hochschul- und Landeskirchenbibliothek (HLB) Wuppertal präsentierte vom 27. Mai bis 21. September 2024 zahlreiche Originaldokumente sowie eine umfangreiche Auswahl an Sekundärliteratur rund um die Barmer Theologische Erklärung (BTE) von 1934 und aus dem Schrifttum des „Kirchenkampfes“. Die Ausstellung ergänzt e die Fachtagung „Was Erinnern macht – Macht der Erinnerung“, die vom 31. Mai bis 1. Juni 2024 auf dem Campus der Kirchlichen Hochschule Wuppertal stattfindet. Mehr erfahren

Den Rückblick auf die Fachtagung und den Festgottesdienst sowie begleitende Informationen und Presseinformationen finden sich hier.

Am 5. Dezember 2023 verlasen Frank Schulte, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Gemarke-Wupperfeld, und Barbara Herfurth-Schlömer, Leiterin der Ausstellung „Gelebte Reformation – Die Barmer Theologische Erklärung“, die sechs Thesen der Barmer Theologischen Erklärung im Wortlaut.

Die Aktion fand im Rahmen des Barmer Kulturadvents 2023 vor dem Denkmal „Die Ja-Sager und die Nein-Sager“ der Bildhauerin Ulle Hees in Wuppertal-Barmen statt.

Studierende der Kirchlichen Hochschule sowie Mitglieder der evangelischen Gemeinde verteilten dazu Infoblätter mit dem Titel „Denkmal nach. Hörmal zu.“

Du willst die sechs Thesen der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 im Wortlaut hören?

Hier geht`s zum Video.

Zum 89. Jahrestag der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 fand ein Gedenk-Gottesdienst in der Gemarker Kirche statt. Im Mittelpunkt der Predigt von Pfarrer Frank Schulte stand die These II der BTE.

Denkmal nach! Hörmal zu! Unter diesem Motto haben Mitglieder des Kirchenkreises Wuppertal, der Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld und der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal heute die Barmer Theologische Erklärung (BTE) im Wortlaut deklamiert. Die Aktion fand am Ulle-Hees-Denkmal und im Rahmen des Barmer Kulturadevents statt.

„Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.“ Was heute unvorstellbar klingt: Wer sich 1934 mit diesen Worten zu seinem Glauben bekannte, dem drohte Verfolgung und Verhaftung durch die Nationalsozialisten. Dennoch versammelten sich damals 139 Delegierte aus ganz Deutschland zur ersten Synode der Bekennenden Kirche in Barmen-Gemarke, um die eigenen Glaubensgrundsätze öffentlich zu bekennen und sich damit auch von nationalsozialistischen Strömungen innerhalb der Kirche abzusetzen. Das Bekenntnis bedeutete jedoch zugleich ein Affront gegen die Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten und grenzte sich somit auch von der Politik des menschenverachtenden Regimes ab. In der BTE formulierten die Delegierten sechs Thesen, in denen sie ihr Bekenntnis zu Gott und den unverrückbaren Grundwahrheiten des evangelischen Glaubens zum Ausdruck brachten. Das am 31. Mai 1934 veröffentlichte Dokument gilt bis heute als Schlüsseltext des deutschen und des weltweiten Protestantismus.

Thesen verlesen: Die beteiligten Organisationen riefen die Barmer Theologische Erklärung in Erinnerung

Die beteiligten Organisationen nahmen die Veröffentlichung der BTE zum Anlass, ihren Wortlaut im Rahmen des Barmer Kulturadvents buchstäblich in Erinnerung zu rufen. Zwischen 14 und 15 Uhr rezitierten sie die BTE mehrmals vollständig und verteilten dazu erklärende Flugblätter. Ort der Veranstaltung war das Ulle-Hees-Denkmal in der Barmer Fußgängerzone – ganz in der Nähe des Alten Markts und in Sichtweise der Gemarker Kirche.

Der Barmer Kulturadvent ist eine Aktion des Kulturnetzwerks Barmen, das die Innenstadt von Barmen neu beleben will. Im Rahmen des Kulturadvents finden in den letzten Wochen vor Weihnachten täglich Kulturaktionen statt. Alle Termine und Aktionen der Veranstaltungsreihe finden sich hier: https://www.barmen-urban.de/barmer-kulturadvent-2022/

Das Ulle-Hees-Denkmal erinnert an die mutigen Männer und Frauen der Bekennenden Kirche

Die Aktion entspringt dem Kooperationsvertrag von Kirchenkreis und KiHo, den beide Seiten 2021 geschlossen haben, um den 31. Mai als Gedenktag an die BTE zu etablieren und die Erinnerung an das gemeinsame Erbe aktiv zu beleben. Die aktuelle Ausstellung zur BTE in der Gemarker Kirche steht dabei im Mittelpunkt. Ergänzend dazu haben die Kooperationspartner zuletzt u.a. Gedenkgottesdienste und ein Nachbarschaftsgespräch sowie eine Bürger*innenbefragung zum Ulle-Hees-Denkmal durchgeführt.

Das Ulle-Hees-Denkmal wurde auf dem Werth/Ecke Rödergasse aus Anlass des 50. Jahrestages der BTE enthüllt. Es soll an die mutigen und aufrechten Kirchenmänner und -frauen erinnern, die sich gegen den Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie in der evangelischen Kirche wandten und die Bekennende Kirche gründeten. Die Bronzeskulptur zeigt zwei Gruppen von Menschen. Die einen zeigen den Nazi-Gruß, während die anderen sich um ein Buch, vielleicht die Bibel, versammeln und in Richtung der Gemarker Kirche blicken, wo 1934 die Barmer Theologische Erklärung verabschiedet wurde.

Bild zum Beitrag Die Gemarker Kirche in Barmen: Ein Ort für Bildung und Begegnung

Am 31. Mai 1934 veröffentlichten Mitglieder der Bekennenden Kirche die „Barmer Theologische Erklärung“. Damit setzten sie ein Zeichen des Widerstands gegen die erstarkenden Nationalsozialisten. Heute ist die Erklärung weltweit bekannt und zählt zu den wichtigsten Schriften des Protestantismus. Was aber bedeutet es, an einem historischen Ort wie diesem zu leben und zu arbeiten? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, luden die Kirchliche Hochschule Wuppertal und der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal benachbarte Organisationen aus Bildung, Kultur, Religion, Politik und Wirtschaft am 31. Mai 2022 zu einem wegweisenden Gespräch in die Gemarker Kirche ein.

Vor rund einem Jahr nahm Jana Beck ihre Tätigkeit als Lehrerin für Geschichte, Religion und Philosophie am Gymnasium Sedanstraße im Wuppertal auf. Was sie sofort begeisterte: Das Lehrerzimmer eröffnete ihr den unmittelbaren Blick auf die Synagoge und die Gemarker Kirche in der Innenstadt von Barmen – beide Gebäude liegen talabwärts nur rund 200 Meter von der Schule entfernt. „Dieses Bild musste ich sofort meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen schicken“, erinnert sie sich. „Denn an diese Gebäude kann ich in meinem Unterricht unmittelbar anknüpfen.“

„An diese Gebäude kann ich in meinem Unterricht unmittelbar anknüpfen.“

Diese Anekdote war eine von vielen, die es auf der Veranstaltung zu hören gab, zu der die Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo) und der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal am 31. Mai 2022 benachbarte Organisationen aus Bildung, Kultur, Religion, Politik und Wirtschaftgeladen hatten. Neben den Moderatorinnen Prof. Dr. Konstanze Kemnitzer, Rektorin der KiHo, und Barbara Herfurth, Leiterin des Ausstelungsprojektes „Gelebte Reformation. Barmer Theologische Erklärung“ nahmen Dr. Salvador Oberhaus (Förderverein Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ Münzstraße e.V.), Thomas Helbig (Immobilien-Standort-Gemeinschaft ISG Barmen-Werth), Leonid Goldberg (Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal), Jana Beck (Städtisches Gymnasium Sedansberg) sowie Suzan Öcal (Stadt Wuppertal) auf dem Podium teil.

Datum und Ort der Veranstaltung gingen auf die Veröffentlichung der Barmer Theologischen Erklärung (BTE) am 31. Mai 1934 in der Gemarker Kirche zurück. Die BTE ist ein Schlüsseltext für den deutschen und den weltweiten Protestantismus, mit dem sich die Bekennende Kirche gegen die Vereinnahmung von Kirche und Christentum durch die Nationalsozialisten wehrte und ein Zeichen des Widerstands setzte. 139 Delegierte aus ganz Deutschland formulierten an diesem Ort sechs Thesen, in denen sie ihr Bekenntnis zu Gott und zum evangelischen Glauben zum Ausdruck brachten.

Was lässt sich aus der Geschichte dieses Ortes lernen?

2021 hatten die KiHo und der Kirchenkreis – ebenfalls in der Gemarker Kirche – einen Kooperationsvertrag unterzeichnet – mit dem Ziel, regelmäßig an die Bedeutung der BTE für Geschichte und Gegenwart zu erinnern. In diesem Jahr sollte das erstmals stattfindende Nachbarschaftsgespräch neue Ideen und Erkenntnisse zur BTE bringen. Was bedeutet es, im Umfeld eines historisch so bedeutsamen Ortes zu arbeiten? Was lässt sich aus der Geschichte dieses Ortes lernen? Wo liegt seine Relevanz für Wuppertal und darüber hinaus? lauteten die Leitfragen der Veranstaltung, die rund 30 Besucherinnen und Besucher fand.

Vor Beginn des Gesprächs führte Barbara Herfurth die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Ausstellung, einige besuchten diese zum ersten Mal. Auf dem Podium waren sich anschließend alle einig, dass die Ausstellung für die lokale Bildungsarbeit Bedeutendes leisten kann.

Die Geschichte Wuppertals anhand von Geschichten erzählen

Thomas Helbig schrieb der Gemarker Kirche zu, die Identität von Barmen durch das historische Alleinstellungsmerkmal der BTE zu stärken. Oberhaus betonte, dass Orte wie diese helfen, um Menschen gegen menschenfeindliche Gesinnungen zu immunisieren und sie dazu motivieren, sich stärker an politischen Prozessen zu beteiligen. Laut Öcal sei diese Kirche in der Lage, Menschen zu berühren und Identität zu stiften, weil man hier die Geschichte Wuppertals anhand von Geschichten erzählen könne, die genau hier geschehen sind. Goldberg unterstrich die Bedeutung des Ortes für die Vermittlung von Wurzeln und Werten. Beck hob schließlich hervor, dass die Gemarker Kirche ein hervorragender Ort sei, um die politische Dimension von Religion aufzuzeigen – sofern sie in der Lage ist, Widerstand zum Beispiel gegen Diktaturen zu organisieren und zu leisten.

Diese Potenziale werden auch dem Ulle-Hees-Denkmal zugeschrieben, das am 27.Mai 1984 auf dem Werth/Ecke Rödergasse aus Anlass des 50. Jahrestages der BTE in Sichtweite der Gemarker Kirche enthüllt wurde. Die Bronzeskulptur zeigt zwei Gruppen von Menschen: die einen zeigen den Nazi-Gruß, während die anderen sich um die Bibel, versammeln und in Richtung Gemarker Kirche blicken.

Denkmal nach! Bürger*innenbefragung am Ulle-Hees-Denkmal

Eine Woche vor dem Nachbarschaftsgespräch, hatten KiHo und Kirchenkreis Passant*innen in der Barmer Fußgängerzone gefragt, welche Rolle das Denkmal zukünftig spielen solle – vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass die Fußgängerzone ab 2023 umgebaut werden soll. Die spannenden und vielfältigen Reaktionen zeigt dieses Video.

Herfurth und Kemnitzer hatten aktiv an der Befragung rund um das Ulle-Hees-Denkmal teilgenommen und dabei festgestellt, dass das Denkmal vor allem für junge Menschen nicht mehr in jedem Fall selbsterklärend sei. Kemnitzer schilderte die Reaktion eines 14-Jährigen, der vehement dafür plädierte, das Denkmal abzureißen, weil die Menschen dort ja den Hitlergruß zeigten. „Diesem Jugendlichen war offenbar nicht klar, dass das Denkmal ja im buchstäblichen Sinne auch eine andere Seite zeigte“, erzählte sie. „Hier wird die eigentliche Botschaft des Denkmals nicht mehr richtig verstanden.“

QR-Code für die Information und Sitzgelegenheiten zum Verweilen

Im Nachbarschaftsgespräch warf sie daraufhin die Frage auf, wie sich Bildungsarbeit rund um die Gemarker Kirche und die BTE verändern sollte, um künftig noch mehr Potenzial zu entfalten. Auf und vor dem Podium trugen die Anwesenden ihre Ideen zusammen: angefangen bei dem Vorschlag, die Thesen der BTE immer wieder neu zu lesen und die politische Rolle von Religion zu diskutieren, bis hin zu dem Vorschlag, das Ulle-Hees-Denkmal nahbarer zu machen. „Warum installiert man rund um das Denkmal nicht einen QR-Code, mit dem sich alle Informationen rund um das Denkmal per Smartphone abrufen lassen, und Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen?“, meinte ein Teilnehmer. „Durch eine gezielte Beleuchtung ließe sich die Aufmerksamkeit für das Denkmal ebenfalls steigern.“

Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin, dass die Bildungsarbeit künftig nicht nur Schülerinnen und Schüler adressieren sollte, sondern auch jene Menschen, die neu nach Wuppertal kommen: aus beruflichen oder familiären Gründen oder weil sie vor Krieg und Zerstörung aus ihrer Heimat fliehen. „Warum führen wir nicht auch die Flüchtlinge in Wuppertal an diesen Ort?“, regte Goldberg an, der selbst 1977 nach Wuppertal kam und viele Jahre nichts über die BTE wusste. „Damit könnten wir ihnen sehr schnell sehr viel über die Stadt erklären, in der sie für unabsehbare Zeit leben.“

„Warum führen wir nicht auch die Flüchtlinge in Wuppertal an diesen Ort?“

Zum Zeitpunkt des Nachbarschaftsgespräches lebten rund 4.400 Menschen in Wuppertal, die vor den Folgen der russischen Invasion aus der Ukraine geflüchtet waren. Vor diesem Hintergrund regte Goldberg an, diese Menschen vermehrt durch die Ausstellung zu führen. „Rund um die Gemarker Kirche könnten sie schließlich viel darüber erfahren, welche Erfahrungen die Menschen in Deutschland einst mit Diktatur, Rassismus, Krieg und Zerstörung machten“, sagte er. Die Barmer Innenstadt könnte damit ein wichtiger Ort für Bildung, Begegnung und gegenseitiges Kennenlernen werden.

Nachbarschaftsgespräch in der Gemarker Kirche: Was bedeutet es, an einem historischen Ort wie diesem zu leben und zu arbeiten?

Wer war die Frau, die oft als „einziger Mann“ in ihrer Kirchenleitung bezeichnet wurde? Als einzige weibliche Delegierte stimmte Stephanie von Mackensen 1934 über die Barmer Theologische Erklärung ab. Als Geschäftsführerin des Bruderrates war sie ein führendes Mitglied der Pommerschen Bekennenden Kirche. Und all das, obwohl sie bereits 1932 in die NSdAP eingetreten war und sich beharrlich weigerte, die Par­tei zu verlassen. mehr erfahren

Im Rahmen eines Gottesdienstes haben Ilka Federschmidt, Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Wuppertal, und Prof. Dr. Konstanze Kemnitzer, Rektorin der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo), am 31. Mai 2021 einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, der das Gedenken an die Barmer Theologische Erklärung von 1934 neu beleben soll.

Kirchenkreis und KiHo sehen sich den „Erfahrungen und Einsichten der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, wie sie insbesondere in der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 Gestalt angenommen haben, verpflichtet“, heißt es in dem Kooperationsvertrag. „Mit der Kooperation wird dieses bedeutende Erbe für die theologische Reflexion, die kirchliche Verkündigung und das christliche Leben der Gegenwart fruchtbar gemacht zu aktuellen Impulsen für den deutschen und internationalen Protestantismus sowie für die weltweite Ökumene.“

Mit der Kooperation wollen beide Organisationen den 31. Mai als Gedenktag etablieren, an dem sie regelmäßig in Form eines gemeinsamen Gottesdienstes in der Gemarker Kirche an die Unterzeichnung der Barmer Theologischen Erklärung erinnern.

Im Zentrum der Kooperation steht die vom Kirchenkreis betriebene Dauerausstellung „Gelebte Reformation. Die Barmer Theologische Erklärung“ in der Gemarker Kirche in Wuppertal-Barmen. Durch die professionell entworfene Ausstellungsarchitektur mit interaktiven Elementen wird das historische Ereignis und seine Wirkung in Szene gesetzt. Die Ausstellung zeigt, wie reformatorisches Denken Impulse für christliches Handeln im gesellschaftlichen Kontext setzen kann. Damit führt sie Besucher*innen anschaulich vor Augen, welche Bedeutung Glaube und Zivilcourage bei der Verteidigung von Freiheit und Frieden haben.

Der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal stellt im Rahmen der Kooperation einen Lehrauftrag an der KiHo bereit, der erstmal im Wintersemester 2021/22 durchgeführt wird. Darüber hinaus sind gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen zur Weiterentwicklung der Ausstellungsinhalte geplant.

Sie wollen sich die Vertragsunterzeichnung noch einmal ansehen? Dann klicken Sie sich ins Video zum Gottesdienst. (Die Vertragsunterzeichung startet bei Minute 40:10)

Video zum Gottesdienst

„Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.“ Was heute unvorstellbar klingt: Wer sich 1934 mit diesen Worten zu seinem Glauben bekannte, dem drohte Verfolgung und Verhaftung durch die Nationalsozialisten.

Dennoch versammelten sich damals 139 Delegierte aus ganz Deutschland zur ersten Synode der Bekennenden Kirche in Barmen-Gemarke, um der erstarkenden Diktatur und ihrer menschenverachtenden Ideologie Grenzen zu setzen. In der Barmer Theologischen Erklärung formulierten sie sechs Thesen, in denen sie ihr Bekenntnis zu Gott und den unverrückbaren Grundwahrheiten des evangelischen Glaubens zum Ausdruck brachten und die sie am 31. Mai 1934 veröffentlichten. Heute gilt die Erklärung als im deutschen Protestantismus als verpflichtender Bekenntnistext. Sie ist im ersten Artikel der EKD-Grundordnung verankert. Im Januar 2021 erhielt sie in der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland den Status eines Bekenntnisses und nicht mehr nur eines Glaubenszeugnisses.

Erklärung ist Herausforderung und Ermutigung zugleich

„Wer glaubt bezieht Position, wo es gilt, für Gottes Gebote der Menschlichkeit einzutreten und Nein zu sagen, wo Menschen und Systeme sich letzte Autorität anmaßen“, sagt Ilka Federschmidt, Superintendentin des Kirchenkreises Wuppertal. „In den sechs Thesen bekennen die Mitglieder der Bekennenden Kirche den Grund und die Freiheit  ihres Glaubens,  gegen die Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus. Für unsere Kirche heute hier in Wuppertal ist die Erklärung Herausforderung und Ermutigung zugleich. Unsere Fragen und Probleme sind ganz andere, und doch können wir uns wie die Synodalen damals durch das Wort Gottes herausfordern und ermutigen lassen, in seinem Sinn Haltung zu zeigen und Zeichen zu setzen.“

„Die Kirchliche Hochschule in Wuppertal wurde 1935 gegründet – ebenfalls von Mitgliedern der Bekennenden Kirche als Akt des Widerstands gegen die ideologische Gleichschaltung von Kirche und Theologie durch die Nazi-Diktatur“, sagt Hellmut Zschoch, Professor für Kirchengeschichte an der KiHo. „Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus haben bei uns daher keinen Platz. Vielmehr gehören der Einsatz für die Freiheit von Glauben, Forschung und Lehre sowie der Widerstand gegen jede Form von Diskriminierung zur Tradition der Hochschule.“

Den 87. Jahrestag der Barmer Theologischen Erklärung am 31. Mai 2021 nahmen der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal und die Kirchliche Hochschule Wuppertal zum Anlass, einen Kooperationsvertag zu unterzeichnen.