Veröffentlicht am 28. Mai 2024
Am 31.Mai 2024 jährt sich die Veröffentlichung der Barmer Theologischen Erklärung (BTE) zum 90. Mal. Aus diesem Anlass laden der Kirchenkreis Wuppertal und die Kirchliche Hochschule Wuppertal zu einem Festgottesdienst und zu einer zweitätigen Fachtagung mit dem Titel „Was Erinnern macht – Macht der Erinnerung“ ein. Alle Informationen zu beiden Veranstaltungen finden sich unter https://kiho-wuppertal.de/barmen24/.
Erwartet werden rund 200 Interessierte für die Tagung und noch einige Gäste mehr für den Gottesdienst. Das gaben die Organisatorinnen und Organistoren im Rahmen eines Pressegsprächs bekannt. An dem Pressegespräch nahmen (v.l.n.r.) Dr. Alexander B. Ernst, Prorektor der Kirchlichen Hochschule, Prof. Dr. Nicole Kuropka, Inhaberin des Lehrstuhls für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule, Ilka Federschmidt, Superintendentin des Kirchenkreises Wuppertal, sowie Frank Schulte, Pfarrer der Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld, teil.
Die Teilnehmenden betonten die Bedeutung der BTE, ohne diese zu verklären. Die BTE sei allein eine theologische Erklärung zur Lage in der Evangelischen Kirche in Deutschland und keine Widerstandserklärung gewesen. „Es ging den Verfasserinnen und Verfassern um Theologie und um die Unabhängigkeit der Kirche – nicht darum, politischen Widerstand zu leisten“, sagte Kuropka. Dennoch sei die Verabschiedung der Thesen ein mutiger Akt mit politischer Wirkung gewesen. Außerdem sei die Kirchliche Hochschule als konsequente Reaktion auf die BTE entstanden. „Die Pfarrerinnen und Pfarrer sollten im Geist der Erklärung ausgebildet werden. Ohne die Barmer Theologische Erklärung wäre es nie zur Gründung der Hochschule gekommen.”
Schulte betonte die große Leistung der damaligen Gemeinde Barmen für die BTE. Es sei kein Zufall gewesen, dass die BTE in genau dieser Gemeinde mit vielen bekennenden Christen und einer „widerständigen Haltung” entstanden sei. Wichtig sei es, dass aus der Schrift der Barmer Erklärung auch konkretes Handeln entstehe. „Das Bekenntnis darf nicht allein auf der akademischen Ebene bleiben, sondern muss ins Tun kommen.“
„Die BTE ist eine wichtige Leitplanke unseres Tuns“, unterstrich Federschmidt. „Sie ruft uns und unsere Kirche zurück in unsere Mitte. All unser Handeln hat seinen Grund und seine Orientierung in Jesus Christus und im Gebot Gottes.” Diese innere Kraft dürfe Kirche nicht verloren geben, da aus ihr heraus auch der Einsatz gegen Unrecht und Unfrieden lebe. Für Federschmidt trifft die BTE daher auch heute den Nerv kirchlicher Existenz. Beispielsweise beim Thema Kirchenasyl spiele die BTE eine wichtige Rolle. Mit einem sehr verantwortlich praktizierten Kirchenasyl erinnere die Kirche den Staat im Sinne der Gerechtigkeit Gottes daran, beim Schicksal eines geflüchteten Menschen genau hinzusehen und somit seiner eigenen Verantwortung gerecht zu werden.
„Außerdem nimmt uns die BTE in die Pflicht, gegen jeden Antisemitismus einzutreten und dabei auch den Antisemitismus in den eigenen Reihen ernst zu nehmen“, betonte Federschmidt. Die Bekenntnissynode habe darin versagt, so fehle eine siebte These im Hinblick auf die Verfolgung der Juden. Dabei gebiete die BTE mit ihrer Forderung, dass Jesus Christus das eine Wort Gottes sei, ein Eintreten gegen jeden Antisemitismus. “Wir sind daher dankbar, dass 2002 neben der Gemarker Kirche die Neue Synagoge errichtet werden konnte.”