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Zum 80. Todestag von Dietrich Bonhoeffer: Ausstellung und Kranzniederlegung

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Veröffentlicht am 10. April 2025

Am 9. April 2025 jährte sich der Todestag von Dietrich Bonhoeffer zum 80. Mal. Rund 70 Menschen gedachten daher dem Theologen und Widerstandskämpfer an dessen Denkmal auf der Hardt in Wuppertal. Vertreterinnen und Vertreter der Kirchlichen Hochschule (KiHo), der Hochschul- und Landeskirchenbibliothek (HLB) und des Ev. Kirchenkreises Wuppertal legten einen Kranz, Schülerinnen und Schüler des Ganztagsgymnasiums Johannes-Rau weiße Rosen am Denkmal nieder. Zum Schluss trugen sie begleitet von Gitarrenmusik Bonhoeffers Gedicht „Von Guten Mächten wunderbar geborgen“ vor.

Rainer F. Kokenbrink, Rektor des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau, unterstrich in seiner Begrüßung, wie stolz er sei, dass seine Schule „Dietrich-Bonhoeffer-Str. 1“ als Anschrift habe.

An der Kranzniederlegung nahmen rund 70 Menschen teil. Da am Ganztagsgymnasiums Johannes Rau gerade Mottowoche war, erschienen viele Schülerinnen und Schüler in Trachten, die ihre bzw. die Herkunft ihrer Vorfahren spiegelten.

Der Bildhauer Helmut Schön erschuf das Wuppertaler Bonhoeffer-Denkmal im Jahr 2006. Er war aus Bad Salzuflen angereits, um an der Kranzniederlegung teilzunehmen.

Dr. Alexander B. Ernst, Ephorus der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, betonte die Rolle von Bildung für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und bat die Teilnehmenden um eine Minute des Schweigens.

Schülerinnen und Schüler des Ganztagsgymnasiums Johannes-Rau legten weiße Rosen am Denkmal nieder. Zum Schluss trugen sie begleitet von Gitarrenmusik Bonhoeffers Gedicht „Von Guten Mächten wunderbar geborgen“ vor. Video starten

Ohne weitere Worte.

Bonhoeffer gilt als einer der wichtigsten Vertreter des christlichen Widerstandes im Nationalsozialismus und wurde mit nur 39 Jahren und nach Monaten der Haft am 9. April 1945 von der SS im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. 

An sein Leben, sein Werk und seine Beziehung zu Wuppertal erinnert eine Ausstellung in der HLB, die mit dem Titel „Dietrich Bonhoeffer. Sein Leben. Sein Werk. Und seine Beziehung zu Wuppertal“ kurz vor der Kranzniederlegung eröffnet wurde und dort bis zum 20. September 2025 zu sehen ist. Die Ausstellung informiert auf 19 Plakaten über das Leben Bonhoeffers und enthält zahlreiche Zitate, Fotografien und Texte. Zudem können die Nutzer*innen über QR-Codes weitere Informationen abrufen – darunter Ton- und Videodokumente. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Sie kann während der Öffnungszeiten der HLB besucht werden.

Elke Claussen von der Hochschul- und Landeskirchenbibliothel begrüßte die Gäste.

Prof. Dr. Michaela Geiger, Rektorin der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, und Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, sprachen Grußworte.

An der Ausstellungseröffnungseröffnung im Foyer der Hochschul- und Landeskrichenbibliothek nahmen rund 60 Gäste teil.

Barbara Herfurth-Schlömer (Leiterin des Ausstellungsprojektes „Gelebte Reformation“), Prof. Dr. Nicole Kuropka (Inhaberin des Lehrstuhls für Kirchengeschichte an der KiHo Wuppertal) und Joachim Waurisch (Hochschul- und Landeskirchenbibliothek) referierten zu Bonhoeffers Leben, Werk und seiner Beziehung zu Wuppertal.

Die Vorträge zum Nachlesen

Dietrich Bonhoeffer war nur ein einziges Mal persönlich in Wuppertal. Dennoch steht das weltweit größte Bonhoeffer-Denkmal in dieser Stadt. Eine Spurensuche.

20 Jahre lang stand das Dietrich-Bonhoeffer-Denkmal auf der Hardt an der Ecke Gottfried-Gurland-Straße / Dietrich-Bonhoeffer-Weg. Im Schatten eines Baumes wurde es an dieser Stelle oft übersehen. Nun aber nimmt es rund 30 Meter weiter einen prominenten Platz unter freiem Himmel und direkt vor dem Johannes-Rau-Gymnasium ein. Pünktlich zum 80. Todestag des Theologen und Widerstandskämpfers hat das Denkmal damit eine bedeutende Aufwertung erfahren.

Bonhoeffer hat zwischen Barmen und Elberfeld große Spuren hinterlassen

Tatsächlich hat das Denkmal eine bewegte Geschichte. 2005 von dem Künstler Helmut Schön installiert, war es zehn Jahre lang Teil eines Doppeldenkmals, das auch an den ehemaligen NRW-Justizminister Josef Neuberger erinnerte. Neuberger wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft ebenfalls von den Nazis verfolgt, überlebte aber den Terror – anders als Bonhoeffer. Zwar steht die Neuberger-Stele heute vor der Justizvollzugsanstalt in Ronsdorf. Die auf der Hardt verbliebene Schwester-Stele wirkt dennoch alles andere als verloren.

Im Gegenteil. Im warmen Sonnenlicht des noch jungen Frühlings laden das verschmitzte Gesicht auf der hellen Steintafel und die Inschrift auf der rostfarbenen Stele ein, sich dem Denkmal zu nähern. Dabei zeigt sich schnell, dass es den menschlichen Betrachter weit überragt. Tatsächlich ist das Bonhoeffer-Denkmal mit einer Höhe von 2,80 Meter wohl das größte weltweit. Auch in anderen Städten – etwa in Berlin, Hamburg, London oder Ansbach – gibt es Bonhoeffer-Denkmäler. Sie ragen alle weit mehr als einen Meter in die Höhe, größer als 2,80 Meter aber sind sie nicht.

Würde das größte Denkmal Bonhoeffers in Berlin oder London stehen, also dort, wo Bonhoeffer lange lebte, würde das wohl niemanden wundern. Aber in Wuppertal? Schließlich war Bonhoeffer nur ein einziges Mal persönlich in dieser Stadt.

Fakt ist: Bonhoeffer hat zwischen Barmen und Elberfeld große Spuren hinterlassen. Sein Erbe lebt hier bis heute fort.

1939 tauschte sich Bonhoeffer in Elberfeld mit Pfarrer Hermann Albert Hesse aus

Bonhoeffer war Mitglied der Bekennenden Kirche, die mit der Veröffentlichung der Barmer Theologischen Erklärung am 31. Mai 1934 ihren Widerstand gegen die Gleichschaltungspolitik der Nazis öffentlich zum Ausdruck brachte. Obwohl Bonhoeffer nicht persönlich an der Barmer Bekenntnissynode teilnahm – er war zu dieser Zeit Pfarrer der deutschen Auslandsgemeinden in London – nahm er großen Anteil an der Entwicklung der evangelischen Kirche in Deutschland und den Geschehnissen in Wuppertal. Seinem Einsatz und seiner guten Verbindung zum anglikanischen Bischof George Bell war es zu verdanken, dass die ökumenische Weltkonferenz im dänischen Fanö im August 1934 eine Solidaritätserklärung für die Bekennende Kirche verabschiedete.

Im Laufe der nächsten Jahre beteiligte sich Bonhoeffer mehr und mehr am Widerstand gegen das Nazi-Regime. Zwischen dem 25. und 27. Juli 1939 kam er persönlich nach Wuppertal, um sich in Elberfeld mit Pfarrer Hermann Albert Hesse auszutauschen. Wo die beiden sich trafen und was besprochen wurde, ist bis heute nicht bekannt.

Ein Jahr später stand Bonhoeffer in regem Kontakt mit dem Wuppertaler Missionsinspektor Georg Eichholz von der Rheinischen Mission, der ihn um Mitarbeit bei einer Reihe von Predigthilfen für Pfarrer der Bekennenden Kirche gebeten hatte. Der Band erschien 1941 unter dem Titel „Herr, tue meine Lippen auf“ und enthielt vier Bibelarbeiten von Bonhoeffer über das Johannesevangelium. Im Anschluss wurde Bonhoeffer nach einem Redeverbot auch ein Publikationsverbot von den Nazis erteilt.

Beim Wiederaufbau der Kirchlichen Hochschule sollte Bonhoeffer eine wichtige Rolle spielen

Am 4. Juni 1945, also nur einen Monat nach Kriegsende, trafen sich Heinrich Held, Karl Lükking und Wilhelm Niesel, die drei Bevollmächtigten des Preußischen Bruderrates für die Westprovinzen Rheinland und Westfalen, sowie die beiden Barmer Pfarrer Johannes Schlingensiepen und Harmannus Obendiek im Haus des Unternehmers Willy Halstenbach in Wuppertal-Wichlinghausen, um unter anderem über die Wiederöffnung der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal zu beraten. Die KiHo Wuppertal war 1935 von Mitgliedern der Bekennenden Kirche konspirativ als „Abteilung B“ der Theologischen Schule Elberfeld gegründet worden, um die Ausbildung des akademischen Nachwuchses zu sichern. Bereits ein Jahr später aber wurde sie von der Gestapo geschlossen.

Der Kreis war sich einig, dass Bonhoeffer als Dozent beim Wiederaufbau der KiHo eine wichtige Rolle spielen sollte. „Wenn es gelingt, Lic. Bonhöffer aufzufinden, soll er an der Arbeit dieser Kurse beteiligt werden“, hielten sie in einer Protokollnotiz fest – nicht ahnend, dass dieser wenige Wochen zuvor, am 9. April 1945, im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nazis hingerichtet worden war.

Vom Gotteshaus zum Wohnhaus: Die Bonhoeffer-Kirche

Zwölf Jahre später, am 26. November 1957, wurde auf Initiative von Oskar Hammelsbeck, dem Leiter der Pädagogischen Hochschule, ein Teil der Missionsstraße in Wuppertal in „Dietrich-Bonhoeffer-Weg“ umbenannt. Hammelsbeck hatte als aktives Mitglied der Bekennenden Kirche in Berlin häufig Kontakt zu Bonhoeffer gehabt und brachte als Dozent dessen Gedanken seinen Studierenden nahe.

Auch die Kirche, die 1960 in der nahgelegenen Paracelsus-Straße gebaut wurde, wurde nach Dietrich Bonhoeffer benannt. An diesem Ort erinnert heute allerdings so gut wie nichts mehr an den Theologen, da das Gotteshaus 2009 entwidmet und anschließend verkauft, entkernt und zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut wurde. Nur das Taufbecken der Kirche hat eine neue Bleibe gefunden – im Kindergarten gleich nebenan.

1690 gebaut, 20029 entwidmet: Die ehemalige Bonhoeffer-Kirche in der Paracelsusstraße

Das Taufbecken der ehemaligen Bonhoeffer-Kirche steht heute im benachbarten Kindergarten.

Am 4. Juni 1945, also nur einen Monat nach Kriegsende, trafen sich die drei Bevollmächtigten des Preußischen Bruderrates für die Westprovinzen Rheinland und Westfalen im Haus des Unternehmers Willy Halstenbach in Wuppertal-Wichlinghausen, um die dringendsten Fragen zur Neuorganisation der Kirche zu klären.

Darunter war auch die Frage nach der Wiederöffnung der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. Neben den drei Bruderratsmitgliedern Heinrich Held, Karl Lükking und Wilhelm Niesel waren zur Beratung in der Wiedereröffnungsfrage noch dabei die beiden Barmer Pfarrer Johannes Schlingensiepen und Harmannus Obendiek. Letzterer war Dozent für Praktische Theologie an der Theologischen Schule Elberfeld, eben jener Schule, in der die KiHo als „Abteilung B“ nach dem Verbot im November 1935 durch die Gestapo konspirativen Unterschlupf gefunden hatte, bevor die Gestapo dann im Dezember 1936 den Lehrbetrieb komplett verbot und nur eine illegale Weiterführung im Untergrund noch bis 1941 möglich war.

Theologische Fakultäten konkurrierten um unbelastetes Personal

Neben dem Gebäudeproblem für die Wiedereröffnung gestaltete sich vor allem die Dozentenfrage als besonders schwierig. An der traditionell für die Ausbildung der Rheinischen Pfarrer zuständigen Universität Bonn hatten nur vier Professoren die Entnazifizierung überstanden; 23 Professoren und Dozenten wurden ihres Amtes enthoben. Dieser Prozess war gerade erst angelaufen, und die alliierten Besatzungsmächte akzeptierten anfangs nur Lehrpersonal, das der Bekennenden Kirche nahestand. In dieser Situation konkurrierten alle Theologischen Fakultäten um unbelastetes Personal. Daher erging im Juni 1945 die Mitteilung an alle Menschen im kirchlichen Raum, wer etwas über den Verbleib des Bruders Dietrich Bonhoeffer sagen könne oder gar Kontakt zu ihm habe, möge ihm mitteilen, dass er einen Ruf als Dozent an die Kirchliche Hochschule Wuppertal habe.

Es war auf Grund des totalen Zusammenbruchs der Kommunikationsstrukturen nach der Kapitulation im Mai 1945 nur wenigen Menschen bekannt, dass Bonhoeffer noch kurz vor Kriegsende am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet worden war.

Protokollnotiz vom 4. Juni 1945: „Wenn es gelingt, Lic. Bonhöffer aufzufinden, soll er an der Arbeit dieser Kurse beteiligt werden.“

Am 9. November 2005 wurden zwei Skulpturen auf dem Außengelände der Justizvollzugsschule des Landes NRW in der Missionsstraße, heute Gottfried-Gurland-Straße, eingeweiht: die eine für den Juristen und Politiker Josef Neuberger und die andere für den Theologen Dietrich Bonhoeffer. Die Initiative dazu kam vom damaligen Leiter der Justizvollzugsschule, Frank Fraikin.

Menschen „mit aufrechtem Gang, für die gerechte Sache kämpfend“

Für das Doppel-Denkmal wurden Neuberger und Bonhoeffer als herausragende Persönlichkeiten der deutschen Geschichte ausgewählt, die wegen ihrer Überzeugungen von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Beide waren Menschen „mit aufrechtem Gang, für die gerechte Sache kämpfend, allein ihrem Gewissen verantwortlich, unbeugsam … Persönlichkeiten eben, die deutliche Zeichen in die Gesellschaft gesetzt haben.“ So formulierte es der Steinbildhauer Helmut Schön, der die Stelen zusammen mit Teilnehmern der Arbeitstherapie der Justizvollzugsanstalt Herford hergestellt hat. Die Denkmale, bewusst ähnlich gestaltet und mit eindrucksvollen Portraits aus Stein und Informationstafeln versehen, sollen die Betrachter*innen mahnen, die Schrecken des Nazis-Terrors nicht zu vergessen und sich für Toleranz und Respekt einzusetzen.

Das Neuberger-Denkmal wurde 2015 auf das Gelände der JVA Ronsdorf umgesetzt.

Das Bonhoeffer-Denkmal auf dem Vorplatz des Ausweichgeländes für das Johannes-Rau-Gymnasium auf der Hardt.