Im Jahr 2011 haben die Arbeiten an der Editio Critica Maior der Apokalypse begonnen, in deren Rahmen die vorliegende Studie entstanden und zu verorten ist. Die jüngere Textforschung ist zu der Überzeugung gekommen, dass der gegenwärtige Text der Apokalypse und das bislang gültige Modell über die Textgeschichte nicht mehr überzeugen. Es stellt sich also die Frage nach einer neuen Darstellung der Apokalypse-Überlieferung mit den Mitteln der modernen Textkritik als Bezugsrahmen für die anstehenden Textentscheidungen.
Die vorgelegte Untersuchung stellt sich dieser Herausforderung und entwickelt auf der Basis von “Text-und-Textwert” und unter Berücksichtigung der Methodik der kohärenzbasierten genealogischen Methode (CBGM) ein innovatives überlieferungsgeschichtliches Modell der Apokalypse, das in bewusster Auseinandersetzung mit den Studien von Josef Schmid steht. Es wird die These vertreten, dass sich die Überlieferung der Apokalypse aus einer kontinuierlichen Entwicklung von frühen und späten Textzuständen erklärt und nicht auf der Ausbildung von vier abgrenzbaren Texttypen beruht. Damit liegt ein alternatives textgeschichtliches Erklärungsmodell für die Apokalypse vor, auf das künftige Forschungen fruchtbringend aufbauen können.
Dr. Darius Müller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Septuaginta- und biblische Textforschung (ISBTF) der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.
Dr. Darius Müller: Der griechische Text der Johannesapokalypse und seine Überlieferung – Beobachtungen zur Genese von frühen und späten Textzuständen, De Gruyter 2023, 643 Seiten