Veröffentlicht am 13. Dezember 2022
Denkmal nach! Hörmal zu! Unter diesem Motto haben Mitglieder des Kirchenkreises Wuppertal, der Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld und der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal heute die Barmer Theologische Erklärung (BTE) im Wortlaut deklamiert. Die Aktion fand am Ulle-Hees-Denkmal und im Rahmen des Barmer Kulturadevents statt.
„Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.“ Was heute unvorstellbar klingt: Wer sich 1934 mit diesen Worten zu seinem Glauben bekannte, dem drohte Verfolgung und Verhaftung durch die Nationalsozialisten. Dennoch versammelten sich damals 139 Delegierte aus ganz Deutschland zur ersten Synode der Bekennenden Kirche in Barmen-Gemarke, um die eigenen Glaubensgrundsätze öffentlich zu bekennen und sich damit auch von nationalsozialistischen Strömungen innerhalb der Kirche abzusetzen. Das Bekenntnis bedeutete jedoch zugleich ein Affront gegen die Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten und grenzte sich somit auch von der Politik des menschenverachtenden Regimes ab. In der BTE formulierten die Delegierten sechs Thesen, in denen sie ihr Bekenntnis zu Gott und den unverrückbaren Grundwahrheiten des evangelischen Glaubens zum Ausdruck brachten. Das am 31. Mai 1934 veröffentlichte Dokument gilt bis heute als Schlüsseltext des deutschen und des weltweiten Protestantismus.
Die beteiligten Organisationen nahmen die Veröffentlichung der BTE zum Anlass, ihren Wortlaut im Rahmen des Barmer Kulturadvents buchstäblich in Erinnerung zu rufen. Zwischen 14 und 15 Uhr rezitierten sie die BTE mehrmals vollständig und verteilten dazu erklärende Flugblätter. Ort der Veranstaltung war das Ulle-Hees-Denkmal in der Barmer Fußgängerzone – ganz in der Nähe des Alten Markts und in Sichtweise der Gemarker Kirche.
Der Barmer Kulturadvent ist eine Aktion des Kulturnetzwerks Barmen, das die Innenstadt von Barmen neu beleben will. Im Rahmen des Kulturadvents finden in den letzten Wochen vor Weihnachten täglich Kulturaktionen statt. Alle Termine und Aktionen der Veranstaltungsreihe finden sich hier: https://www.barmen-urban.de/barmer-kulturadvent-2022/
Die Aktion entspringt dem Kooperationsvertrag von Kirchenkreis und KiHo, den beide Seiten 2021 geschlossen haben, um den 31. Mai als Gedenktag an die BTE zu etablieren und die Erinnerung an das gemeinsame Erbe aktiv zu beleben. Die aktuelle Ausstellung zur BTE in der Gemarker Kirche steht dabei im Mittelpunkt. Ergänzend dazu haben die Kooperationspartner zuletzt u.a. Gedenkgottesdienste und ein Nachbarschaftsgespräch sowie eine Bürger*innenbefragung zum Ulle-Hees-Denkmal durchgeführt.
Das Ulle-Hees-Denkmal wurde auf dem Werth/Ecke Rödergasse aus Anlass des 50. Jahrestages der BTE enthüllt. Es soll an die mutigen und aufrechten Kirchenmänner und -frauen erinnern, die sich gegen den Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie in der evangelischen Kirche wandten und die Bekennende Kirche gründeten. Die Bronzeskulptur zeigt zwei Gruppen von Menschen. Die einen zeigen den Nazi-Gruß, während die anderen sich um ein Buch, vielleicht die Bibel, versammeln und in Richtung der Gemarker Kirche blicken, wo 1934 die Barmer Theologische Erklärung verabschiedet wurde.