Veröffentlicht am 30. April 2024
Die Hochschul- und Landeskirchenbibliothek (HLB) Wuppertal hat die Quellenliteratur zum Kirchenkampf der 1930er Jahre in einem eigenen Arbeitsraum zusammengefasst. Interessierten Theolog*innen und Historiker*innen bietet sich seit Januar 2024 damit die Chance, in Originaldokumenten zum Streit zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche und ihrem Verhältnis zum nationalsozialistischen Führerkult zu recherchieren. Eine gute Gelegenheit, den Arbeitsraum zu besichtigen, bietet die Fachtagung „Was Erinnern macht – Macht der Erinnerung“, die vom 31. Mai bis 1. Juni 2024 auf dem Campus der Kirchlichen Hochschule Wuppertal stattfindet.
Den Arbeitsraum können Forschende buchen, um dort in aller Ruhe zu arbeiten und auf Originaldokumente zuzugreifen. 1.861 Titel, erschienen in Form von Broschüren, Monographien und Zeitschriften, wurden dafür lichtgeschützt in Archivboxen zur Recherche abgelegt. Zudem wurde der Raum mit Stuhl und Schreibtisch ausgestattet. Buchungsanfragen nimmt das Bibliotheksteam gerne unter bibliothek@hlb-wuppertal.de oder 0202 / 2820-125 entgegen.
Als „Kirchenkampf“ wird der Konflikt innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche zwischen der Bekennenden Kirche und den Deutschen Christen von 1933 bis etwa 1939 bezeichnet. Zwei der wichtigsten Ereignisse fanden in Wuppertal statt. Am 31. Mai 1934 wurde hier die Barmer Theologische Erklärung (BTE) veröffentlicht. Am 1. November 1935 wurde hier zudem die Kirchliche Hochschule (KiHo) gegründet. Mitglieder der Bekennenden Kirche waren an beiden Ereignissen maßgeblich beteiligt. Von ihnen stammt daher ein Großteil der Schriften, die die HLB im neuen Rechercheraum zusammenfasst.
Eine gute Gelegenheit, den Arbeitsraum zu besichtigen, bietet die Fachtagung „Was Erinnern macht – Macht der Erinnerung“, zu der die Kirchliche Hochschule Wuppertal in Kooperation mit dem Kirchenkreis Wuppertal vom 31. Mai bis 1. Juni 2024 anlässlich des 90. Jahrestages der Verabschiedung der BTE einlädt. Die Fachtagung nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, sich kritisch mit der historischen Bedeutung sowie der Erinnerungsgeschichte der BTE auseinanderzusetzen. Wie wurde zu unterschiedlichen Zeitpunkten an die Erklärung erinnert? In welcher Funktion stand die jeweilige Erinnerung? Von welchen Perspektiven ist unsere Erinnerung heute geprägt? Diese und andere Fragen werden u.a. Prof. Dr. Siegfried Hermle, Prof. Dr. Katharina von Kellenbach, Prof. Dr. Jürgen Kampmann und Prof. Axel Noack beleuchtet. Alle Infos zum Programm und zur Anmeldung finden sich unter https://kiho-wuppertal.de/barmen24/
Parallel zur analogen erlaubt der Arbeitsraum auch die digital gestützte Recherche. Weil die Dokumente zum Kirchenkampf für die kirchenhistorische Forschung von so immenser Bedeutung sind, hat sich die HLB an dem Projekt „Digitale Bibliothek des Kirchenkampfes” beteiligt, das von der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche (AABevK) unterhalten wird. In den Bibliotheken und Archiven der Evangelischen Kirche in Deutschland werden mehr als 10.000 Monografien und Zeitschriften sowie Broschüren und weiteres Kleinschrifttum aus der Zeit des Kirchenkampfes verwahrt. Hinzu kommen rund 5.000 Aufsätze, Predigten und sonstige unselbstständige Schriften. Im Zuge des Projektes wurden die Bestände identifiziert, zum Großteil digitalisiert und in einem Online-Katalog zusammengefasst.
Seit 2023 steht der Katalog unter https://www.kirchenkampf.info/ zur Nutzung bereit. In ihm sind die Bestände aller beteiligten Bibliotheken und Archive nachgewiesen – aktuell rund 15.800 Texte und rund 17.000 Exemplare. Zudem bietet der Katalog den direkten Zugriff auf rund 2.800 Volltexte, die – sofern urheberrechtliche Vorgaben dies zuließen – digitalisiert wurden, da der Papierzerfall durch Säurefraß diesen wichtigen Bestand an Quellenschriften akut bedroht.
Die Bestände der HLB Wuppertal sind zudem über die Plattform „Digitale Sammlungen“ auf der HLB-Website recherchierbar. Unter https://viewer.hlb-wuppertal.de/viewer/ finden sich die „Sammlung Pfarrbibliothek Unterbarmen“, „Werke aus dem Bestand“ und die „Sammlung Kirchenkampf“ mit etwa 450 digitalisierten Titel zum Thema „Kirchenkampf“.
Die HLB Wuppertal (https://hlb-wuppertal.de) ist eine theologische Spezialbibliothek in Trägerschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie besitzt mehr als 200.000 Bände zu allen theologischen Fächern, die auf fünf Stockwerken frei zugänglich systematisch aufgestellt sind. Etwa 150 Zeitschriften werden im Abonnement gehalten. Der digitale Bestand wird kontinuierlich ausgebaut und besteht aus E-Journals, Datenbanken und inzwischen mehr als 1.000 E-Books. Diese digitalen Medien können von außerhalb der Bibliothek über einen „Externen Zugang“ von allen eingetragenen Leserinnen und Lesern genutzt werden.
Die KiHo Wuppertal (https://kiho-wuppertal.de) ist eine staatlich anerkannte Universität in Trägerschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen. Rund 200 Menschen studieren hier evangelische Theologie in den beiden grundständigen Studiengängen „Pfarramt“ und „Magister theologiae“ sowie im Weiterbildungsstudiengang „Master of Theological Studies“ oder sie forschen, um promoviert oder habilitiert zu werden.
Den Arbeitsraum können Forschende buchen, um dort in aller Ruhe zu arbeiten und auf Originaldokumente zuzugreifen. 1.861 Titel, erschienen in Form von Broschüren, Monographien und Zeitschriften, wurden dafür lichtgeschützt in Archivboxen zur Recherche abgelegt. Zudem wurde der Raum mit Stuhl und Schreibtisch ausgestattet.