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Studienwoche: „Die Barmer Theologische Erklärung ist kein Wortmuseum“

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Veröffentlicht am 29. November 2024

Die Studienwoche an der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal geht der Frage nach, welche Lektionen Kirche, Politik und Gesellschaft heute, also 90 Jahre nach ihrer Verabschiedung, aus der Barmer Theologischen Erklärung (BTE) von 1934 ziehen können. Interessierte können die Vorträge am Vormittag digital kostenlos verfolgen. Die Prorektorin Prof‘ìn. Dr. Claudia Janssen beantwortet die wichtigsten Fragen rund um diese Veranstaltung.

Welche Bedeutung hat die BTE 90 Jahre nach Ihrer Verabschiedung für die Evangelische Kirche?

Die BTE stellt einen Schlüsseltext der Evangelischen Theologie und ihrer politischen Dimension im 20. Jahrhundert dar. Die sechs Barmer Thesen im Zusammenhang der „Ersten Reichsbekenntnissynode in Wuppertal-Barmen“ gehören zum Traditionsgut des deutschen Protestantismus.

Was sind die wichtigsten Lektionen aus heutiger Sicht?

Die BTE bildet ein Musterbeispiel dafür, wie sehr die Kirche in ihrer Frage, was Kirche zur Kirche macht und in welches Verhältnis Staat und Kirche zu setzen sind, auf auskunftssolide Theologie angewiesen ist und bleibt.

Welche neuen, inhaltlichen Impulse zur BTE dürfen die Teilnehmenden erwarten?

Die BTE ist aktueller denn je. Sie ist kein Wortmuseum, sondern fordert uns heraus, politisch und theologisch zu denken. Dazu gehört auch, kritisch auf die eigene Tradition zu schauen. Das heißt für uns: Wir können aus der Vergangenheit lernen, um die Gegenwart besser zu verstehen. Wir fragen danach, wie wir angesichts von wachsendem Rechtspopulismus und Antisemitismus theologisch argumentieren und handeln können. Dazu schauen in die Archive des Kirchenkampfes, beschäftigen uns mit Erinnerungsorten und der Bedeutung, die die BTE in der weltweiten Ökumene hat. Abends laden wir ein zum Gespräch in den politischen Salon und zum politischen Nachtgebet.

Welchen Vorträgen blicken Sie persönlich mit größtem Interesse entgegen?

Die Studienwoche lebt von der Vielfalt der Vortragenden und ihrer Themen. Das Besondere daran ist, dass wir aus allen theologischen Disziplinen danach fragen, was es heute bedeutet, aus den Barmer Thesen zu lernen. Ich freue mich, dass wir auch auswärtige Wissenschaftler:innen wie Prof. Dr. Tim Lorentzen aus Kiel, Prof‘in Dr. Gisa Bauer aus Köln und Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft wie Arnd Henze aus Köln, Dr. Ulrike Schrader aus Wuppertal und Martin Engels aus Düsseldorf für Vorträge gewinnen konnten. Spannend sind insbesondere auch die Workshops, die vertiefte Arbeit zu aktuellen Themen ermöglichen. Auch hier konnten wir wichtige Expert:innen gewinnen.

Welchen Erkenntnisgewinn erhoffen Sie sich am Ende dieser Studienwoche? Für die Forschenden? Für die Studierenden?

In kirchenhistorischer Hinsicht besteht die Arbeit vor allem darin, dass die Barmer Thesen in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext analysiert und konkret historisch eingeordnet werden müssen. Dazu gehört auch aufzudecken, was an ihnen problematisch ist. In systematisch-theologischer Hinsicht besteht die Arbeit darin zu zeigen, inwiefern die Barmer Thesen einen Leitfaden theologischer Auskunftskompetenz bilden und wie sie helfen, angesichts der drängenden Fragen der Gegenwart theologisch sprachfähig zu werden. Das betrifft vor allem die Frage nach der Autorität der Schrift, Grundfragen der Christologie, die Verwicklung und Täterschaft christlicher Theologie in den Antisemitismus, um auf dieser Basis Herausforderungen der politischen Ethik heute zu bedenken.

Interessierte können die Vorträge an den Vormittagen per Zoom kostenlos verfolgen. Warum macht die KiHo Wuppertal dieses Angebot?

Mit dieser Studienwoche wollen wir den Bildungscampus Heiliger Berg für alle Interessierten öffnen und Einblicke in unsere theologische Arbeit ermöglichen. Deshalb laden wir öffentlich ein und ermöglichen es, kostenfrei digital an den Vorträgen am Vormittag teilzunehmen.

Informationen zur Studienwoche

Die Studienwoche an der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal findet von Montag, dem 9. Dezember 2024, bis Freitag, den 13. Dezember 2024, statt. Sie trägt den Titel “Macht der Erinnerung. Lektionen der Theologie im Horizont von Barmen für Kirche Politik und Gesellschaft 90 Jahre nach der Barmer Theologischen Erklärung”.

Die digitale Teilnahme an den Vorlesungen am Vormittag ist für alle Interessierten kostenfrei und ohne Einschreibung möglich. Die Anmeldung dafür erfolgt per E-Mail an studienwoche@kiho-wuppertal.de (Stichwort: „Anmeldung Vorlesungen Studienwoche“). Für Interessierte, die die gesamte Studienwoche vor Ort besuchen wollen, kostet die Teilnahme 25 Euro ohne Übernachtung und Verpflegung. 

Alle Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden sich hier: https://kiho-wuppertal.de/studienwoche-2024/

Kooperationsvertrag zur Barmer Theologischen Erklärung

Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 ist ein Schlüsseltext für den deutschen und den weltweiten Protestantismus. Mitglieder der Bekennenden Kirche wehrten sich damit gegen die Vereinnahmung von Kirche und Christentum durch die Nationalsozialisten und setzten ein Zeichen des Widerstands. Am 31. Mai 2021 unterzeichneten der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal und die Kirchliche Hochschule Wuppertal daher einen Kooperationsvertrag, der die Erinnerung an die Erklärung und das gemeinsame Erbe aktiv beleben soll. Die Dokumentation aller Aktionen, die Kirchenkreis und KiHo seitdem durchgeführt haben, findet sich hier.